Vom achtsamen Fotografieren
Es gibt viele Gründe, warum ich das Fotografieren liebe. Doch ein Grund lässt mein Herz höher schlagen und mich immer wieder, auch nach längerer Fotoabstinenz, zur Kamera greifen.
Es ist die Fähigkeit der Kamera, mich ins Hier und Jetzt zu ziehen. Wenn ich fotografiere, sehe ich, fühle ich, spüre ich das, was um mich herum passiert. Natürlich denke ich auch mal an das eine oder andere – daran, ob ich das Auto auch abgeschlossen habe oder wann ich die Steuererklärung wohl endlich abgebe zum Beispiel. Aber diese Gedanken währen nur kurz. Größer ist der Sog in die Gegenwart, die so viel spannender ist. Und dabei ist es gar nicht von Bedeutung, ob ich Menschen, Gebäude oder Blumen fotografiere. Was zählt, ist alles, was da ist. Von achtsamer oder kontemplativer Fotografie ist dabei oft die Rede. Dabei versucht man:
- im Hier und Jetzt zu sein
- das Objekt in Ruhe und mit Aufmerksamkeit zu betrachten
- alle Sinne einzubeziehen
- die eigenen Gefühle wahrzunehmen
- nicht zu bewerten, weder das Objekt noch das entstandene Bild
- mit dem Ergebnis zufrieden zu sein
Wer achtsam fotografieren möchte, dem kann ich empfehlen, das Fotografieren (wie auch das Leben) zunächst einmal zu entschleunigen. Zeit ist wie so oft im Leben der Nährboden für Schönes. Daraus ergibt sich vieles andere. Wer früher analog fotografiert hat, weiß vielleicht noch, wie es war, erst eine Beziehung zu seinem Objekt aufzubauen, sich Zeit zu lassen, die Situation zu erspüren. Und wo kann man besser entschleunigen und die Welt um sich herum wahrnehmen als in der Natur?
„Deep in their roots all flowers keep the light.“
(Theodore Roethke)
Photocredit: Angela Neumann