Wenn dein Selbst ein Haus wäre…

Hast du schon mal jemanden getroffen, den du wirklich magst und dich, obwohl du ihn wirklich magst, nach dem Treffen traurig und leer gefühlt? Ich habe solche Situationen schon häufig erlebt und weiß jetzt, was in solchen Fällen helfen kann…

Vor einiger Zeit hatte ich Kontakt zu einem Mann, den ich sehr mochte. Meine Intuition sagte mir, dass er ein Herz aus Gold hat, doch leider versteckte er dieses sehr gekonnt. Jedes Mal, wenn wir ein Gespräch beendeten, fühlte ich mich leer und ausgelaugt, als hätte er mich in ein schwarzes Loch gerissen.

Besonders für sensible Menschen kann es schwierig sein, sich von anderen abzugrenzen. Zu schnell kann man sich in den Themen und Energien des anderen verfangen und sich dabei selbst verlieren, wenn es dem eigenen Selbst an Stabilität mangelt oder man seine Grenzen nicht kennt.

Wie sieht dein Haus aus?

Kürzlich ist mir dazu ein Bild in den Sinn gekommen, das mir sehr hilft. Vor meinem inneren Auge sah ich ein Haus, ein Haus, das das eigene Selbst darstellt. Die Säulen dieses Hauses bilden unsere Werte. Das Fundament, auf dem alles steht, ist unser Selbstwert. Die Einrichtung – Möbel, Gardinen, Deko etc. – sind die eigenen Interessen, Leidenschaften und Fähigkeiten. Luft und Licht, die das Haus ausfüllen, sind die Gefühle und Energien.

Ich stelle mir ein großes, nordisches Haus mit großen Fenstern und einer wunderschönen Terrasse vor. Die Fassade ist gelb und weiß gestrichen. Vor dem Haus stehen große, kräftige Bäume, deren Laub im Frühling grün leuchtet und im goldenen Herbstlicht rotbraun schimmert. Hoch oben auf den Bäumen leben Eichhörnchen, die ab und zu auf die Fensterbänke hüpfen, um Nüsse zu klauen. Die Einrichtung des Hauses ist farbenfroh und gemütlich. Es ist ein Ort, der Wärme ausstrahlt und viel Platz für Besucher bietet. Wer das Haus betritt, soll sich wohl fühlen.

Weißt du, wie dein Haus aussehen würde? Was hast du vor Augen? Ist dein Selbst eine Hütte in den Bergen, ein großes Herrenhaus oder sogar ein Palast? Egal, wie du dein Selbst beschreiben würdest: es ist deine Entscheidung, wie du leben willst und wem du Zugang zu diesem Ort gewährst. Stell dir dein Haus vor. Wie du dort lebst und liebst und glücklich bist. Lässt du Diebe, Serienkiller oder Betrüger in dein Haus? Wie sieht es in der Realität aus? Lässt du im Alltag Menschen in deine Nähe (innerlich oder äußerlich), die dir nicht guttun?

Wer darf dich besuchen?

Es gibt Menschen, die werden sich in deinem Haus nur kurz aufwärmen wollen und wieder gehen. Andere werden sich überlegen, welche Möbelstücke sie schnell verschwinden lassen können. Wieder andere werden stundenlang auf deiner Fußmatte stehen und Geschichten erzählen, aber weder ein- noch austreten. Vielleicht möchtest du auch genauer hinschauen, wer auf deinem Sofa sitzt, wem du einen Wein anbietest oder wer bei dir übernachten darf. Denn dieses Haus, das du belebst, das dein Selbst ausmacht, das dein Reichtum und dein Stolz ist, ist ein riesiges Geschenk. 

Du bist die einzige Person, die dieses Haus schützen kann. Du bist die Person, die Gästen die Tür öffnet. Und Selbstfürsorge kann auch bedeuten, die Tür geschlossen zu lassen, wenn jemand dir nicht wohlgesonnen ist oder dir nicht gut tut. Natürlich kannst du jemanden hereinbitten, der einen schlechten Tag hat, aber bitte sei dir im Klaren darüber, wie es dir damit geht. Denn dieses Haus ist das Kostbarste, was du hast. Und sollte von dir und von anderen genauso behandelt werden.

Photocredit: Vincentiu Solomon / Unsplash